Was kannst Du tun, wenn Dein Gras falsch gegossen wurde
Published :
May 26, 2018
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Andere Fächer
Hier lernst Du, wie Du erkennst, ob Deine Pflanzen zu wenig oder zu viel gegossen wurden und ebenso, wie Du diese Probleme behebst und vermeidest. Sobald Du ein Händchen dafür bekommst, die Anzeichen richtig zu deuten, wird das niemals wieder passieren.
"Lerne die Pflanzen zu lesen!" ... "Hör zu und sie werden Dir sagen, was sie brauchen"
Für Anfänger unter den Anbauern mögen sich beide dieser gern gebrauchten Weisheiten wie New-Age-Hokuspokus anhören. Doch der fortgeschrittene Cannabis-Heimgärtner kennt den unschätzbaren Wert dieser Ratschläge. Von vielen Growern am Anfang ihrer Hobby-Karriere weiß man, dass sie es mit "Regeln" gerne übertreiben und ihren Pflanzen mit zu viel Liebe und Aufmerksamkeit dabei häufig schaden.
Sprich mit einem beliebigen Großmeister-Grower und Du wirst wahrscheinlich schon bald zu hören bekommen, dass sie keine Etiketten mehr lesen, keine vorgefassten Diagramme befolgen und keine genauen Düngungs- und Bewässerungspläne befolgen. Das rührt daher, dass der Großmeister-Grower seinen Garten nur allzu gut kennt, was wiederum eine Fähigkeit ist, die nur dadurch erworben werden kann, indem man ganz genau zuhört, was die Pflanzen zu sagen haben.
Das ist weder Hokuspokus, noch brauchst Du zusätzliche sensorische Wahrnehmungsfähigkeiten, um Deine Pflanzen zu "lesen" oder ihnen "zuzuhören". Es stimmt alles. Je mehr Zeit Du mit Deinem Anbau verbringst, desto schneller lernst Du, die kleinen Details wahrzunehmen und desto weniger beginnst Du, an das "Gesetz" des Etiketts zu glauben.
LERNE DEIN GRAS ZU LESEN, DUDE!
Die geringste Veränderung in der Blattfarbe, plötzliche Wachstumsstörungen, Flecken, die aus heiterem Himmel auftauchen, Kräuseln der Blätter, Welken – Es gibt eine Unzahl von klaren Signalen, die die Pflanzen aussenden und die für den erfahrenen Anbauer klar wie Kloßbrühe sind, doch die das ungeschulte Auge gerne leicht übersieht. Manchmal fühlt es sich fast so an, als ob die Pflanzen Dir etwas laut ins Gesicht schreien!
Sofortiges Handeln ist erforderlich, um ein potenzielles Problem zu lösen, da die Symptome des Verderbens in den meisten Fällen schnell voranschreiten, wenn zusätzliche Probleme auftreten.
Zum Beispiel kann ein unbemerktes Überwässern zu einem Magnesium- und Stickstoffmangel führen. Flecken und Vergilbung werden gleichzeitig sichtbar werden. Doch die Zufuhr von mehr dieser Makro- und Mikronährstoffe wird praktisch überhaupt nichts bringen.
Das Problem ist, dass die Pflanze an den Wurzeln erstickt und nicht mehr in der Lage ist, ihre Nährstoffe aufzunehmen.
Der unerfahrene Anbauer erkennt sein falsches Handeln meist erst, wenn die Probleme bereits viel zu weit fortgeschritten sind und endet beim Versuch, die Dinge schnellstmöglich wieder in richtige Bahnen zu lenken, oft im Pflanzen-Horrorfilm. Doch das ist absolut keine Schande. Wer im Gras spielt bekommt Grasflecken und bei den ersten Grow-Versuchen passieren nun mal lustige, kleine Fehlerchen, denn alle Großmeister-Grower kamen nur dahin, wo sie sind, indem sie es auf die harte Tour lernten.
Selbst die grundlegendsten Aktivitäten beim Grasanbau bergen ihre kleinen Fein- und Gemeinheiten. Zum Beispiel das Gießen. Es ist nur allzu leicht, Deine Cannabispflanzen zu übergießen oder zu sehr austrocknen zu lassen. Beides kann zu erheblichen Produktivitätseinbußen führen, vor allem, wenn Du es nicht schnell erkennst und reagierst. In extremeren Fällen kann es zu einer Nährstoffblockade führen und in einem Horrorszenario kannst Du sie sogar durch eine schwere Trockenzeit, Infektionen oder Wurzelfäule töten.
Doch fürchte Dich nicht. Für diese beiden Probleme gibt es relativ einfache Lösungen, mit denen Du sie künftig beide leicht vermeiden kannst.
UNTERWÄSSERUNG – URSACHEN UND LÖSUNGEN
Dieses Problem lässt sich am einfachsten lösen. Es ist sehr schwer, Deine Pflanzen durch mangelndes Gießen zu töten, es sei denn, Du vernachlässigst sie wirklich sehr. Es kann allerdings auch alle mit einem automatisierten Bewässerungssystem treffen, wenn es ausfällt, während der Gärtner gerade anderswo unterwegs ist. In diesem Szenario können starke Gasentladungslampen Deine Pflanzen sprichwörtlich zu Tode braten. Doch es sei noch einmal gesagt, dass so etwas wirklich äußerst selten vorkommt und zu 100% an Vernachlässigung oder technischen Fehlern liegt.
Wenn Du Deine Pflanzen zu lange vernachlässigst und die Temperaturen zu hoch sind, trocknen sie schnell aus und ziehen so viel Wasser wie möglich aus der Atmosphäre. Die Anzeichen dafür sind überdeutlich. Es wird nicht nur anfängliches Welken auftreten, sondern Du wirst auch tatsächlich sehen, wie die Pflanze in einen kläglichen, herabhängenden Zustand schrumpft. Je nach Wachstumsphase können Pflanzen sogar umkippen.
Die Lösung ist simpel, wenn das Problem noch nicht zu weit fortgeschritten ist. Du solltest sie einfach sofort gießen und wenn sie sich noch in der Wachstumsphase befinden, auch die Blätter besprühen. Innerhalb weniger Stunden wirst Du sehen, wie sie sich wieder erholen und aufrichten. Es kann auch Fälle geben, in denen die Pflanze beschließt, ihre älteren Blätter aufzugeben und damit beginnt, neue Blätter auszubilden. Das ist absolut normal.
Gib ihnen ein paar Wochen, um sich vollständig zu erholen und sich wieder ernsthaft an die Arbeit zu machen.
DIE ÜBERWÄSSERUNG UND DIE KUNST, ES NICHT ZU TUN
Die Überwässerung ist ein typischer Anfänger-"Fehler". Fehler in Anführungszeichen, denn frischgebackene Anbauer tun eigentlich genau das, was sie sollen. Anweisungen befolgen. Und das ist genau das, was Du tun solltest.
Doch wie bereits zuvor erwähnt, sind Gieß- und Düngepläne kein festgeschriebenes Gesetz und hängen von zahlreichen Faktoren ab. Der wichtigste davon ist, dass Pflanzen keine Roboter sind.
Die Überwässung ist etwas schwerer in den Griff zu kriegen und kann manchmal auch nur schwerlich schnell genug gelöst werden, um ernsthafte Schäden noch zu vermeiden. Wenn Du die Wurzeln zu lange in einem mit Wasser übersättigten Medium stehen lässt, kann die Hölle losbrechen. Sie werden buchstäblich ersticken und die bösen Jungs (anaerobe Bakterien und Viren) lieben das.
Zuallererst musst Du sicher sein, dass Du Deine Pflanzen richtig "liest". Stelle sicher, dass Dein Anbauraum gut belüftet und mit konstanter Frischluftzufuhr versorgt ist, um verbrauchtes CO₂ auszutauschen. Überprüfe Dein pH-Messgerät gründlich auf die richtige Kalibrierung. Nimm die Tag- und Nachttemperaturen genau unter die Lupe. Suche nach einem möglichen Schädlingsbefall. Stelle absolut sicher, dass die Zeitschaltuhren der Lampen korrekt funktionieren.
Ok, wenn Du das alles gecheckt hast, halte Ausschau nach den folgenden verräterischen Anzeichen von Überwasserung. Sie sind mehr oder weniger in chronologischer Reihenfolge, aber nochmal: Das ist kein festgeschriebenes Gesetz.
• Das Medium ist in der Oberbodenschicht ständig feucht
• Die Pflanze scheint langsamer geworden zu sein oder überhaupt nicht mehr zu wachsen
• Blätter fahren ihre Krallen nach unten, buchstäblich so, wie wenn Du Deine Finger krallst
• Blätter zeigen einen deutlich helleren Grün- oder vielleicht sogar Gelbton
• Eigentlich gesund aussehende Blätter fallen aus heiterem Himmel ab
• Die gesamte Pflanze sieht schlaff aus
• Auf einigen Blättern können goldene/braune Flecken auftreten
• In extremeren Fällen oder bei empfindlichen Sorten kann eine extreme Nekrose auftreten
Solche Probleme zu beheben, verlangt nach Nerven aus Stahl, denn es gibt wenig, das Du tun kannst, um so etwas schnell umzukehren. Das Wasser aus einem übersättigten Medium zu entfernen, ohne eine Pflanze, die es absaugt, impliziert, dass das Wasser verdampfen muss. Hier sind also einige Strategien dafür.
1. Es mag kontraproduktiv erscheinen, aber am besten ist es, die Pflanze einmal gründlich durchzuspülen, bevor man anfängt, das Problem zu beheben. Das Medium ist bereits fast vollständig gesättigt, aber immer noch mit Salzen und florierenden Bakterien gefüllt. So kann eine gründliche Spülung mit reinem Leitungswasser eine große Armee von anaeroben Bakterien töten, die Wurzeln reinigen und frischen Sauerstoff bereitstellen.
2. Besorge einen Ventilator, vorzugsweise einen kleinen Luftentfeuchter, und richte ihn direkt auf die oberste Schicht des Mediums, nicht auf die Pflanze.
3. Erhöhe die Raumtemperatur, um bei der Wasserverdunstung zu helfen. Verringere die relative Luftfeuchtigkeit auf etwa 40%.
4. Wärmematten unter den Töpfen werden enorm helfen.
5. Steche viele kleine Löcher in die Seiten Deiner Container, wenn sie aus Plastik sind. Das hilft, die Belüftung zu verbessern.
6. Von jetzt an gibst Du einfach kein Wasser mehr. Hebe den Topf an und präge Dir das Gewicht gründlich ein. Oder noch besser, nimm eine Waage. Da die Wurzeln ersticken, solltest Du die Blätter mit einer milden Nährlösung einsprühen, da Pflanzen sich direkt von den Blättern ernähren können. Aber sei vorsichtig und übertreibe es nicht, denn Pflanzen reagieren sehr empfindlich auf diese Art der Verabreichung. Ein mildes Fischmehl ist in diesem Moment ideal und eine Prise Bittersalz wird ebenfalls helfen.
Doch nochmal, das Besprühen der Blätter empfiehlt sich nur während der Wachstumsphase, da es mehr Schaden als Nutzen bewirken könnte, sobald die Pflanzen mit Blüten bedeckt sind.
Wenn alles nach Plan läuft, wirst Du bald feststellen, dass der Topf immer leichter und leichter wird. Wenn die obersten paar Zentimeter des Substrats vollständig trocken sind und Du den Behälter als besonders leicht empfindest, kannst Du wieder damit beginnen, nach Bewässerungsplan zu gießen. Bei Pflanzen, die in Containern angebaut werden, sollst Du genügend Zeit zwischen den Bewässerungen lassen, bis die oberste Erdschicht wieder vollständig trocken ist. Nochmal: Deine Pflanze kann mit leichter Dehydrierung viel besser umgehen als mit einem Überschuss an Wasser. Fühle Dich auch frei, Dir Notizen zu Deinem Bewässerungsplan zu machen, da diese Informationen in nachfolgenden Grow-Durchgängen sehr hilfreich sein können.
Lies weiter Deine Pflanzen. Sie werden Dir alles erzählen, was Du wissen musst.