Das Restless-Legs-Syndrom und Cannabis
Published :
May 20, 2019
Categories :
Medizinisches Marihuana
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine Erkrankung, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränkt. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass medizinisches Marihuana in der Lage ist, viele der Symptome der Erkrankung zu behandeln und die allgemeine Schlafqualität der Patienten zu verbessern.
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine neurologische Störung, die durch einen unwiderstehlichen Drang gekennzeichnet ist, die Beine zu bewegen. Untersuchungen zeigen, dass die Erkrankung weitaus häufiger auftritt, als die meisten Menschen glauben, und 4–29% der nordamerikanischen und westeuropäischen Bevölkerung betrifft.
Derzeit gibt es keine Heilung für diese Störung. Durch Änderungen des Lebensstils und den Einsatz von Medikamenten können die Symptome jedoch effektiv behandelt werden. Obwohl die meisten RLS-Symptome durch verschreibungspflichtige Medikamente gelindert werden können, setzen manche Betroffene medizinisches Marihuana als wirksame Behandlungsoption ein. Klinische Studien zeigen, dass medizinisches Marihuana in der Lage ist, viele der tagsüber auftretenden Symptome von RLS zu lindern und die Schlafqualität der Patienten zu verbessern.
WAS IST DAS RESTLESS-LEGS-SYNDROM?
Das Restless-Legs-Syndrom, das man auch unter den Namen Willis-Ekbom-Krankheit und Wittmaack-Ekbom-Syndrom kennt, ist eine neurologische Erkrankung, die sich in jedem Alter manifestieren kann. Die Symptome der Erkrankung verschlechtern sich nachts, was den Schlaf erschwert und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigt.
Die meisten Patienten erleben RLS in Form von Juckreiz oder Kribbeln in den Beinen. Intensivere Episoden wurden als "krabbelndes" Gefühl beschrieben. Infolgedessen berichten viele Patienten von einer allgemeinen Unruhe, die sich zu unwillkürlichen Bewegungen wie Zucken oder Schütteln entwickeln kann. Angesichts dieser Unruhe und der mit der Erkrankung einhergehenden Schlafstörungen berichten viele RLS-Patienten von Tagesmüdigkeit, Schläfrigkeit und Erschöpfung.
WIE DAS RESTLESS-LEGS-SYNDROM DIE LEBENSQUALITÄT BEEINTRÄCHTIGT
Da sich RLS bei den Betroffenen häufig nachts manifestiert, kann dies den Schlaf ernsthaft beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass bei vielen Menschen die Symptome in Phasen der Entspannung bzw. beim Liegen oder Sitzen auftreten. RLS-Patienten haben in der Regel Schwierigkeiten, abends einzuschlafen und die ganze Nacht durchzuschlafen. Dies kann sich während des folgenden Tages nachteilig auf ihre Funktionsfähigkeit sowie auf ihr gesamtes körperliches und psychisches Wohlbefinden auswirken.
RLS erschwert nicht nur das Schlafen, sondern beeinträchtigt auch die Fähigkeit, sich zu entspannen. Viele Betroffenen müssen aufstehen und sich bewegen, um ihre Symptome zu lindern. Aus diesem Grund berichten manche Patienten, dass ihre Erkrankung ihr Stresslevel signifikant erhöht.
Neben dem Drang, sich zu bewegen, haben die Betroffenen auch Schwierigkeiten, ruhig sitzen zu bleiben. Deshalb fällt es ihnen meist auch schwer, bestimmte Aktivitäten auszuführen, zu denen beispielsweise das Lesen eines Buchs, das Anschauen eines Films, die Teilnahme am Unterricht oder die Einnahme einer Mahlzeit gehören. Viele Patienten müssen schließlich feststellen, dass sich ihr Zustand negativ auf ihr soziales Leben und ihre Fähigkeit auswirkt, Aktivitäten zu genießen, die sie gemeinsam mit anderen Menschen ausüben.
Schließlich können auch die für den Umgang mit der Krankheit möglicherweise erforderlichen Änderungen des Lebensstils die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen. Mögliche Auslöser der Symptome wie Alkohol, Tabak und Koffein meiden zu müssen, kann die Fähigkeit, produktiv und aufmerksam zu sein, bedeutend einschränken – zwei Dinge, die unser moderner westlicher Lebensstil in hohem Maße fordert.
WIE WIRD DAS RESTLESS-LEGS-SYNDROM BEHANDELT?
Das Restless-Legs-Syndrom kann je nach Schwere der Symptome auf verschiedene Weise behandelt werden.
Die einfachste Behandlungsmöglichkeit besteht in der Beseitigung oder Vermeidung von Auslösern, die Symptome hervorrufen können. Wenn Betroffene sich von bestimmten Lebensmitteln oder Substanzen fernhalten, kann dies dazu beitragen, ihren gesundheitlichen Zustand zu bessern. Weiterhin hat man einige Fälle von RLS direkt mit einem Eisenmangel in Verbindung gebracht. Wenn Betroffene also Ihre Ernährung auf eine Eisen- bzw. Magnesium-reiche Kost umstellen, kann dies zu einer Verbesserung ihres Gesundheitszustandes führen. Darüber hinaus finden es viele Erkrankte hilfreich, Substanzen wie Koffein, Alkohol und Nikotin zu meiden.
Die Symptome können auch durch Physiotherapien gebessert werden: Es hat sich gezeigt, dass das Dehnen, Massieren oder Stimulieren (elektrisch oder durch Vibration) der betroffenen Bereiche vor dem Zubettgehen zu einem besseren Schlaf führt.
Das Restless-Legs-Syndrom wurde auch mit mehreren anderen zugrundeliegenden Erkrankungen in Verbindung gebracht. So ist bekannt, dass Erkrankungen wie Diabetes, Nierenerkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Morbus Parkinson und Ernährungsstörungen zu RLS beitragen.
Das Leiden kann auch medikamentös behandelt werden. Diese Medikamente werden in der Regel nur in schweren Fällen verschrieben, bei denen die Symptome mehrere Nächte pro Woche auftreten. Allerdings kommt es auch vor, dass Patienten möglicherweise auch in leichteren Fällen Medikamente zur Behandlung gelegentlicher Symptome verschrieben werden. Zu den am häufigsten eingesetzten Medikamenten gehören Dopaminagonisten, Dopaminergika, Benzodiazepine, Antikonvulsiva und Opiate.
KANN CANNABIS DAZU BEITRAGEN, DAS RESTLESS-LEGS-SYNDROM ZU BEHANDELN?
Experten für medizinisches Marihuana glauben, dass Cannabis das Potenzial hat, RLS wirksam zu behandeln. Klinische Studien zeigen, dass Cannabis nicht nur die Symptome lindert, die während des Tages auftreten, sondern auch den Nachtschlaf verlängert und verbessert.
Eine Studie aus dem Jahr 2017 ergab, dass sich die Inhalation von Marihuana positiv auf die RLS-Symptome auswirkt. Fünf von sechs Teilnehmern der Studie berichteten von einer vollständigen Remission ihrer Symptome nach der Behandlung mit Marihuana, während der verbleibende Studienteilnehmer eine signifikante Verbesserung feststellte, nachdem er nur CBD eingenommen hatte. Alle Probanden gaben ferner an, dass sich die Qualität ihres Schlafs nach Abschluss der Behandlung verbessert habe.
Eine frühere Studie aus dem Jahr 2007 erbrachte ähnliche Ergebnisse. Patienten, die mit sublingualem Cannabis behandelt wurden, das sowohl THC als auch CBD enthielt, berichteten in etwa 40–50% der Fälle über eine Verbesserung der Symptome. Die Studie ergab auch, dass Cannabinoide nicht nur die am Tage auftretenden Symptome lindern, sondern auch den Schlaf verbessern.
Die Forscher glauben, dass ein Großteil des Erfolgs von Marihuana bei der Behandlung von RLS darauf zurückzuführen ist, dass es auf den Neurotransmitter Dopamin einwirkt. Da man RLS für eine neurologische Erkrankung hält, die auf einem Dopamin-Ungleichgewicht beruht, behandelt man das Syndrom üblicherweise mit Medikamenten, die auf die Fähigkeit des Gehirns einwirken, diesen Neurotransmitter zu produzieren. Man konnte nachweisen, dass Marihuana in vergleichbarer Weise die Freisetzung von Dopamin beeinflusst – und zwar durch seine Wechselwirkungen mit Zellrezeptoren im körpereigenen Endocannabinoid-System.
Außerdem haben Untersuchungen gezeigt, dass THC und CBD, die beiden wichtigsten in der Cannabispflanze vorkommenden Cannabinoide, in der Lage sind, eine Vielzahl von Erkrankungen und Symptomen zu behandeln, die das RLS verschlimmern können. Man hat beispielsweise festgestellt, dass CBD angstlösende Eigenschaften besitzt, die mit Stressabbau und einer Verbesserung der Schlafqualität einhergehen. Selbst wenn medizinisches Cannabis die RLS-Symptome nicht direkt abmildert, kann es die zugrundeliegenden Ursachen behandeln, die die Symptome verschlimmern.