Ist Cannabis für die Behandlung von ADHS & ADS geeignet?

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Categories : Medizinisches Marihuana

Ist Cannabis für die Behandlung von ADHS & ADS geeignet?

Die Anzahl der Menschen, bei denen ADHS diagnostiziert wird, steigt momentan. Die Forschung interessiert sich für Cannabis als potentielle Alternative zu pharmazeutischen Behandlungsmöglichkeiten.

Jedes Jahr wird bei Millionen von Menschen auf der ganzen Welt die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diagnostiziert. Diese psychische Störung betrifft weltweit ungefähr 6–9% der Kinder und 5% der Erwachsenen. Während die Liste verschiedener psychischer Erkrankungen, bei denen Cannabis Linderung verschaffen kann, immer weiter wächst, könnte auch ADHS zu dieser Liste hinzugefügt werden.

ADHS ist wegen deutlicher Nebenwirkungen konventioneller Mittel häufig schwierig zu behandeln. Medizinisches Cannabis könnte eine großartige Alternative darstellen, um denjenigen Linderung zu verschaffen, die an dieser Störung leiden.

WAS IST ADHS?

ADHS ist eine Verhaltens- oder emotionale Störung, die ihren Beginn in der Kindheit zeigt. Sie kennzeichnet sich durch Aufmerksamkeitsprobleme, Hyperaktivität oder Schwierigkeiten bei der Verhaltenskontrolle, wie sie für ein Kind diesen Alters normal wäre. Jeder kann es gelegentlich schwierig finden sich zu kontrollieren oder sich nicht von Impulsen steuern zu lassen. Allerdings ist dieses Problem für einige so hartnäckig und allgegenwärtig, dass es Einfluss auf verschiedene Aspekte des Lebens wie Schule, Arbeit, Familie und soziale Interaktion hat. Bei solchen Individuen wird häufig ADHS diagnostiziert.

Es ist sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern die häufigste diagnostizierte und untersuchte psychische Störung. Ohne angemessene Diagnose und Behandlung kann ADHS deutliche Konsequenzen haben, einschließlich akademisches Versagen, Depression, Spaltung und Stress in der Familie, Beziehungsprobleme, Kriminalität, Missbrauch von Substanzen und Versagen im Job. Aus diesem Grund sind eine frühe Diagnose und Behandlung essentiell.

Es gibt drei Typen von ADHS. Diese sind der vorwiegend unaufmerksame Typus, der vorwiegend hyperaktiv-impulsive Typus und der gemischte Typus.

• Der vorwiegend unaufmerksame Typus: Diese Störung wird häufig Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) genannt. Sie kommt bei Erwachsenen häufiger als bei Kindern vor. Die Symptome dieses Typus sind Vergesslichkeit, Unfähigkeit sich zu fokussieren, leichte Ablenkbarkeit, schlechte Fähigkeit zuzuhören und schlechte Organisation. Unaufmerksames ADHS kann bei Erwachsenen einer affektiven Störung ähneln.

• Der vorwiegend hyperaktiv-impulsive Typus: Dieser Typus umfasst die stereotypischen Charakteristika von ADHS. Die Symptome sind zappelnde Hände und Füße, Hin- und Herrutschen auf dem Sitz, Schwierigkeiten über lange Zeit zu sitzen, ausschweifendes Reden, Impulsivität, Unterbrechen von anderen, Schwierigkeiten zu warten bis sie dran sind und Gefühle der Unruhe.

• Der gemischte Typus: Dieser Typus wird diagnostiziert, wenn eine Person verschiedene Symptome (sechs oder mehr) des hyperaktiv-impulsiven Typus und des unaufmerksamen Typus aufweist.

URSACHEN FÜR ADHS

Trotz zahlreicher Studien sind Forscher noch immer auf der Suche nach den genauen Ursachen für ADHS. Allerdings haben Forscher einen engen Zusammenhang mit den Genen entdeckt, wobei sich die Störung durch die Familie zieht. Viele genetische Studien liefern Hinweise darauf, dass ADHS stark vererbt wird. Nichtsdestotrotz ist ADHS eine komplexe Störung, die aus der Interaktion zahlreicher Gene resultiert.

Wissenschaftler sehen außerdem einige Umweltfaktoren als begünstigende Faktoren für ADHS. Diese sind beispielsweise Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, Kontakt mit bestimmten giftigen Substanzen, extreme Frühgeburt, geringes Gewicht bei der Geburt, Missbrauch oder Vernachlässigung und Mangel an sozialer Interaktion. Die Beweislage ist nicht eindeutig. Allerdings begünstigen diese Faktoren die Entwicklung von für ADHS typische Symptome.

Wissenschaftler studieren weiterhin die Zusammenhänge zwischen den Umweltfaktoren und ADHS. Es wird häufig davon ausgegangen, dass exzessiver Genuss von Zucker, ein Mangel an physischer Aktivität und ein Mangel an Aufsicht zu ADHS führen kann. Es gibt momentan keine klinischen Belege für diese Aussagen. Allerdings können diese Faktoren bei manchen Kindern die für ADHS typischen Symptome verschlimmern.

DIE MOMENTANEN BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR ADHS

Die Behandlungsmöglichkeiten für ADHS sind Medikamente und Verhaltenstherapie. Die am häufigsten verordnete Art von Medikamenten zur Behandlung der für ADHS typischen Symptome sind Psychostimulantien. Die meisten ADHS-Patienten reagieren auf die Medikation mit Psychostimulantien positiv.

Erwähnenswert ist hierbei, dass diese Besserung nur kurzfristig eintritt. Die Forschung sucht noch immer nach langfristig effektiven Psychostimulantien. Nicht-stimulierende Medikamente wie Atomoxetin sind eine weitere pharmazeutische Behandlungsmöglichkeit. Diese nicht-stimulierenden Substanzen sind langsamer wirkende Medikamente, die bist zu einigen Tagen wirken können.

Jeder Patient muss die Vor- und Nachteile der Medikamente abwägen. Sie werden nämlich häufig von Nebenwirkungen wie Bluthochdruck, Stimmungsschwankungen, Wachstumsstörungen, Taubheit, Erbrechen, Nervosität und Gewichtsverlust begleitet – und die Liste der Nebenwirkungen geht noch weiter. Dies ist der Hauptgrund, weshalb viele Menschen in Cannabis eine alternative Behandlungsmöglichkeit suchen.

Eine Verhaltenstherapie ist ein signifikanter Bestandteil der Behandlung von Menschen mit ADHS. Die Absicht der Verhaltenstherapie ist die Identifikation unerwünschter Verhaltensweisen und das Ersetzen durch erwünschte. Diese Strategie verwendet positive Bestärkungen, offene Kommunikation, Einbindung und die Unterrichtung der Fähigkeit für sich selbst zu sprechen.

Ist Cannabis für die Behandlung von ADHS & ADS geeignet?

WIE CANNABIS BEI ADHS HELFEN KANN

Das Potential von Cannabis bei der Behandlung von ADHS liegt in der Wirkung auf die Dopamin-Konzentration im Körper. Dopamin ist eine organische Substanz, die als Neurotransmitter fungiert. Forscher haben bemerkt, dass die Symptome von ADHS mit einem Mangel an Dopamin im Gehirn zusammenhängen.

Wissenschaftler vermuten, dass dies an einer höheren Konzentration von Dopamintransporter (DAT) im Gehirn und Nervensystem liegt. Dopamintransporter ist ein Protein, das an der Wiederaufnahme von Dopamin beteiligt ist. Dopamin ist wichtig für ordnungsgemäße kognitive Funktionen wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis.

Die Medikamente, die den Patienten momentan verabreicht werden, wie Ritalin und Adderall, stimulieren das Zentralnervensystem, weshalb sie die Konzentration fördern. Diese Wirkstoffe haben allerdings einige unerwünschte Nebenwirkungen. Laut Dr. David Bearman, einem prominenten Forscher zum Thema Cannabis, interagiert Cannabis mit dem System zur Regelung des Dopamins im Gehirn. Deshalb besitzt es potentiellen therapeutischen Wert für die Behandlung der Symptome von ADHS.

Dr. Bearmans Position ist, dass Cannabis die Verfügbarkeit von Dopamin zu erhöhen scheint, weshalb es ähnliche Wirkungen wie das Stimulans Ritalin aufweist. Ritalin und andere Stimulantien binden an das Dopamin und hemmen dessen metabolischen Abbau. Cannabis verwendet einen anderen Mechanismus, aber insgesamt hat es dieselbe Wirkung.

DOPAMINMANGEL

Cannabinoide haben das Potential bei Menschen mit ADHS einen Mangel an Dopamin auszugleichen. Eine Studie aus dem Mai 2017 zeigte die vorteilhaften Wirkungen von Cannabis auf ADHS. Forscher des King´s College in London verabreichten der einen Hälfte der Freiwilligen Cannabis in Form eines Sprays zur oralen Verabreichung und die andere Hälfte bekam ein Placebo.

Die Patienten, welche das Cannabisspray bekamen zeigten Verbesserungen bezüglich Impulsivität und Hyperaktivität sowie der kognitiven Faktoren einschließlich der Aufmerksamkeit. Dies ist nur eine der zahlreichen vorläufigen Studien, die in den letzten Jahren durchgeführt wurden und Cannabis als Alternative zur Linderung von ADHS-Symptomen unterstützen.